Michael Niavaranis ‚Manche mögen’s verschleiert‘
Tradition versus Freiheit. Recht gegen Religion. Exil & Asyl. Bei Nina Blums SOMMERNACHTSKOMÖDIE ROSENBURG erobern zeitgenössische Themen die Theater-bühne: ‚Manche mögen’s verschleiert‘ ist Michael Niavaranis Theaterfassung des französischen Kultfilms ‚Cherchez la femme‘ (‚Voll verschleiert‘). Das Stück feiert am 23. Juni 2022 auf der Rundbühne vor der Rosenburg Premiere.
„Unsere Wohnung ist doch nur deshalb so klein, weil ihr unbedingt im Nobelviertel wohnen wolltet“, sagt Alexander zu Mitra. Die kontert: „Ja, entschuldige bitte, wir sind Perser – wo sollen wir sonst wohnen? In den Slums, bei den Migranten? Das ist doch absurd.“ Autor Michael Niavarani, Wiener Kultkabarettist mit persischem Wurzeln und Großmeister des Humors, begibt sich bereits zu Beginn des Stücks auf vermintes Terrain. Auch die Themen Verschleierung von Frauen, Radikalisierung und männliche Dominanz bleiben nicht ausgespart. So fragt Leila frei heraus: „Will der Pacha heute zu Hause speisen oder muss er noch in den Heiligen Krieg ziehen?“
Vorurteile weglachen
Ein Liebespaar zwischen zwei Kulturen. Ein Bruder, der zum religiösen Fundamentalisten geworden ist. Und Eltern, die jede Petitesse am Mittagstisch zum Politikum werden lassen. Die Ingredenzien garantieren Zündstoff – und gleichzeitig Attacken auf die Lachmuskeln.
Nina Blum, Intendantin der SOMMERNACHTSKOMÖDIE ROSENBURG, schätzt zeitgenössische Komödien mit Tiefgang: „Michael Niavarani ist das Kunststück gelungen, sich kabarettistisch mit Vorurteilen und Kulturunterschieden auseinanderzusetzen, jedoch ohne jemanden zu beleidigen oder vor den Kopf zu stoßen. Seine temporeiche Sprache und eine gute Portion Slapstick machen diese Verwechslungskomödie im Stil von ‚Manche mögens’s heiß‘ oder ‚Charleys Tante‘ zu einer geistreichen Unterhaltung. Am Ende ist das Stück eine Einladung zur Versöhnung.“ Lachen als Therapie gegen Vorurteile. Radikalisierung als Witz.
Nähe zwischen zwei Welten
Leila und Alexander sind frisch verliebt und haben Großes vor: Die Studenten der Politik-Wissenschaft wollen nach New York ziehen und ein Praktikum bei der UNO absolvieren. Sie ist Muslimin, er unreligiöser Franzose. Seine iranischen Eltern (Mitra und Darius) wissen nichts von der Beziehung. Auch lange nach ihrer Flucht aus Teheran sind sie politisch aktiv und nehmen an zahlreichen Demonstrationen teil. Ihre Wunsch-Schwiegertochter haben sie bereits auserwählt: eine Französin, die kurz vor dem Abschluss ihres Medizinstudiums steht.
Leilas Bruder Amir war ein halbes Jahr im Jemen und kehrt verwandelt zurück – als religiöser Fundamentalist. Er verbietet seiner Schwester die Liebe zu Alexander und sperrt sie in der Wohnung ein. Als selbsternanntes Familienoberhaupt fühlt er sich dazu im Recht.
Alexander muss sich etwas einfallen lassen, um Leila sehen zu können: Er schlüpft in einen Niqab und gibt sich als gläubige Lehrerin namens ‚Scheherazade‘ aus, die Leila unterrichten soll. Das klappt so lange gut, bis Amir in feuriger Liebe für die geheimnisvolle Frau mit den wunderschönen Augen entbrennt … Mitra bringt das Durcheinander der Geschlechter und Kulturen auf den Punkt: „Er ist ein Mann, der sich als streng orthodoxe Frau verkleidet. Er ist schwul UND radikal.“
Sommertheater als Green Event
Die Vorstellungen finden im wettersicheren, weil überdachten Theaterzelt vor der Rosenburg statt. Alle Plätze bieten individuelle und perfekte Blicke auf das Geschehen auf der Rundbühne. Und sechs Bühnenlogen jeweils Platz für vier Personen. Hier erleben BesucherInnen die Vorstellung hautnah aus Reihe eins – inklusive einer gekühlten Flasche Sekt. Außerdem gibt es zwei barrierefreie, Rollstuhl-geeignete Plätze und am 17. Juli einen Bustransfer von Wien auf die Rosenburg und retour: https://sommernachtskomoedie-rosenburg.at/terminetickets/bustransfer-von-wien/.
Klimafreundlichkeit und soziale Teilhabe sind bei der SOMMERNACHTSKOMÖDIE ROSENBURG 2022 wichtige Themen. „Wir werden heuer erstmals ein Green Event sein und lassen die Veranstaltung nach den Kriterien des Österreichischen Umweltzeichens zertifizieren. Wir befinden uns gerade mitten in diesem Prozess“, erklärt Blum. „Das bedeutet, dass wir während der gesamten Organisation Umwelt- und Nachhaltigkeitsaspekte im Fokus haben. Wir achten auf klimafreundliche Mobilität wie Ernährung, schonen Ressourcen und vermeiden Abfall. Ich und das gesamte Team sind der Meinung, dass klimafreundliche Events in Zeiten des Klimawandels eine Selbstverständlichkeit sind. Auf diese Weise können unsere BesucherInnen und wir die Vorstellungen mit gutem Gewissen genießen.“